Angriff auf die Seele der Soldaten
Im Einsatz unsichtbar
verwundet
Ein besonderes medizinisches Problem, das lange Zeit nicht
richtig erkannt bzw. behandelt werden konnte, stellt die Bundeswehr vor Probleme.
Vermehrt kehren Soldatinnen und Soldaten aus dem Einsatz zurück und leiden
unter „Posttraumatischen Belastungsstörungen“ (PTBS).
Diese Posttraumatische Belastungsstörung sei eine
Folgereaktion auf ein oder mehrere traumatische Ereignisse wie z. B.
körperliche und gewalttätige Angriffe auf die eigene Person, ein
Terroranschlag, Kriegseinsatz, Gefangenschaft oder auch Konzentrationslager.
Sie könnten an der eigenen Person, aber auch an Fremden erlebt werden, so Dr.
Matthias Witt-Brummermann. Er ist Diplompsychologe, Notfallseelsorger und
Mitglied der Arbeitsgruppe PTBS und Familienbetreuung des Reservistenverbandes.
Er ist auch Reserveoffizier und im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg eingeplant.
Hier arbeitet er mit an einem Konzept der psychischen Selbst- und Kameradenhilfe.
Kürzlich hielt Witt-Brummermann einen beachtenswerten Vortrag zum Thema PTBS an
der Politischen Bildungsstätte Helmstedt. Eingeladen dazu hatte die Kreisgruppe
Südheide im Rahmen ihrer Sommervortragsreihe.
Bei etwa 2 % der aus dem Einsatz zurückkehrenden Soldatinnen
und Soldaten träten im Nachhinein globale Störungen – sprich PTBS – auf. Und es
gebe daneben auch eine Dunkelziffer, die je nach Betrachtungsweise wohl nicht
unerheblich sei, erläuterte der Psychologe.
Die Bundeswehr habe zunächst die PTBS Problematik nicht
richtig erkannt und sich mit der Therapie der Geschädigten schwer getan, so
Witt-Brummermann. Zwischenzeitlich sei sie jedoch lernfähig geworden und habe
die medizinische und soziale Behandlung sowie die rechtliche Absicherung der
PTBS Geschädigten verbessert. Mit dazu beigetragen hätten auch gesetzliche
Regelungen des Deutschen Bundestages. Da seien insbesondere das
Einsatzversorgungsgesetz, das Einsatzweiterverwendungsgesetz, das
Einsatzversorgungsverbesserungsgesetz und die Einsatzunfallverordnung zu nennen.
Hier habe die Bundeswehr eine Menge gelernt und erarbeite z. Z. ein Rahmenkonzept
zur „Psychischen Fitness“. Gleichwohl gebe es noch viel zu tun.
„Wir können die Soldatinnen und Soldaten gut auf ihre
Einsätze vorbereiten. Wir können aber dennoch nicht verhindern, dass es zu
belastenden Situationen im Einsatz kommt. Wir verfügen aber über Möglichkeiten,
die Folgen solcher Situationen zu behandeln“, schloss der erfahrene Psychologe
und Notfallseelsorger seinen beeindruckenden Vortrag, der danach auch zur
Diskussion anregte.
Horst Schell
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